In diesem Beitrag gehts um ein paar Tipps zum Vortrag halten, sowie Präsentationstechniken, die z.B. bei Referaten, Vorträgen und Präsentationen eingesetzt werden können. Im Internet gibt es viele Tipps, auf was man bei Reden und Vorträgen achten sollte. Deshalb möchte ich hier mal eine ganz andere Sichtweise präsentieren.
Wie bekannt, bin ich nicht nur Präsentationstrainer sondern auch Zauberkünstler. Ich bin es also gewohnt vor Publikum zu stehen und die Leute zu unterhalten. Im Laufe meiner Karriere als Zauberer hab ich so einige Dinge gelernt, die allerdings auch für andere z.B. bei Präsentationen hilfreich sein können. Hier also ein paar Tipps in ungeordneter Reihenfolge:
Menschen interessieren sich für Menschen
Die meisten Menschen interessieren sich für andere Menschen und oft noch mehr für sich selbst. Das ist auch der Grund, warum wir uns so gerne Filme anschauen. Wir wollen erleben, wie der Held aus einer ausweglosen Situation doch noch herauskommt. Oder wie aus einem totalen Desaster doch noch ein Happy End wird. All das ist menschlich und niemand kann sich diesem Verhalten entziehen.
Auch für mich als Zauberkünstler ist ein solches „Drama“ ein gerne genutztes Stilmittel. Ein Zuschauer zieht eine Karte und gibt sie wieder ins Spiel zurück, ohne dass ich in der Nähe war oder die Karten berührt habe. Werde ich es trotzdem schaffen die Karte zu finden? Oder es passiert ein Fehler und das Kunststück auf der Bühne ist scheinbar misslungen, nur um dann doch zu einem großen (geplanten) Finale zu kommen.
Aber wie können Sie das bei Ihrer Präsentation einsetzen?
Angenommen, Sie präsentieren eine tolle Lösung für ein Problem, z.B. eine neue Maschine, einen optimierten Arbeitsablauf oder was auch immer. Diese Lösung wird erst dann richtig zur Geltung kommen, wenn dem Publikum das Problem vorher richtig klar geworden ist.
Präsentieren Sie also die menschliche Seite, z.B. wie die Mitarbeiter viele Überstunden machen mussten und frustiert waren. Wie Sie viele Ideen durchdacht und wieder verworfen haben. So wird das Drama immer größer und immer menschlicher. Dann, im Höhepunkt präsentieren Sie die Lösung und damit das Happy End.
Bitte übertreiben Sie es nicht und machen aus einer technischen Präsentation gleich ein Drama wie Shakespeare. Ich habe es hier etwas plakativ dargestellt, um die Idee zu verdeutlichen. Trotzdem können Sie sich darauf verlassen: Selbst der nüchternste Physikprofessor ist ein Mensch und wird, wenn auch unbewusst, darauf reagieren.
Vorbereitung ist alles
Egal, ob Sie einen Vortrag halten oder ich eine Zaubershow zeige. Eine gute Vorbereitung ist das Allerwichtigste. Dabei meine ich jedoch nicht unbedingt die inhaltliche Vorbereitung. Das sind sozusagen die Hausaufgaben, die Sie sowieso als erstes erledigen müssen. Ich spreche von vielen kleinen Details.
Als Zauberkünstler bin ich darauf angewiesen, dass jedes Requisit richtig funktioniert und auch am richtigen Platz ist. Ich selbst bin da immer etwas übervorsichtig und kontrolliere alles immer mehrmals bis kurz vor dem Auftritt.
Das gleiche gilt für einen Vortrag. Nehmen Sie sich die Zeit, rechtzeitig am Veranstaltungsort zu sein und prüfen Sie so viel wie möglich.
- Sind alle Beamer, Laptops, Kabel, Ersatzbatterien usw. vorhanden und einsatzbereit?
- Können alle gut zu Ihnen sehen (Sitzordnung, Beleuchtung usw.)?
- Haben Sie ausgedruckte Stichwortzettel für den Fall einer technischen Panne? So können Sie auch ohne Beamer vortragen.
- Haben Sie sich Antworten auf mögliche Fragen überlegt?
- Gibt es einen Ansprechpartner (Techniker, Hausmeister) für technische Probleme?
In manchen Fällen, mögen diese Massnahmen übertrieben erscheinen. Sie müssen also selbst abwägen, wieviel Vorbereitung Sie investieren wollen. Bedenken Sie aber immer: Wenn etwas schiefgeht wird es immer auf Sie zurückfallen. Egal, welche Probleme aufgetreten sind und wer dafür verantworltich ist. Zum Schluss müssen Sie als Redner dafür geradestehen.
Lenkung der Aufmerksamkeit
Es ist kein Geheimnis, dass Zauberkünstler mit Ablenkung arbeiten. Eigentlich versuchen sie jedoch nicht abzulenken, sondern die Aufmerksamkeit gezielt zu lenken. Das Ziel als Bühnenkünstler, aber auch für Sie als Redner wenn Sie einen Vortrag halten ist es, immer die volle Aufmerksamkeit zu haben. Das Publikum muss geführt werden und sollte nicht von alleine abschweifen.
- Sie können die Aufmerksamkeit auf sich lenken, indem Sie den Einsatz von Folien minimieren. Siehe dazu auch meine PowerPoint Präsentationstipps.
- Vermeiden Sie ablenkende Elemente im Raum. Gegenstände die jetzt noch keine Rolle spielen, sollten auch erst später vorgezeigt werden.
- Handouts oder Anschuungsmaterial wird erst am Ende ausgeteilt.
- Achten Sie auf gute Akustik. Nur wenn man Sie gut hören kann, kann man Ihnen auch folgen.
Heutzutage ist es sehr leicht, das Smartphone herauszuholen und mal schnell etwas nachzusehen. Mit diesem Problem der ständigen Ablenkung müssen wir immer umgehen. Geben Sie also volle Energie und lassen Sie das Publikum nicht mehr los.
Wenn Sie das Thema noch weiter vertiefen wollen, empfehle ich Ihnen mein Buch „Trickreich präsentieren*“ mit vielen praktischen Beispielen und Anekdoten rund um gelungene Präsentationen.
Pause als Stilmittel
Eine Pause ist viel mehr als einfach nur nichts. Ich habe es oft bei anderen Zauberkünstlern gesehen. Sie zeigten viele schnelle Effekte, Dinge tauchten auf, verwandelten sich und verschwanden wieder. Das war toll anzusehen, eine beeindruckende Choreographie und mit viel Arbeit verbunden. Das Problem war nur: Es war zu viel. Die Zuschauer konnten die vielen Eindrücke nicht verarbeiten und wenn man die Zuschauer nach der Show fragte, konnten sie sich nur noch an wenige unklare Dinge erinnern.
Für Sie als Redner bedeutet das: Trauen Sie sich, Pausen zu machen. Lassen Sie einen Satz oder ein Bild einen Moment wirken und reden Sie nicht gleich weiter. Diese kurze Pause (die dem Redner oder Künstler oft ewig lang vorkommt) ist für die Zuschauer wichtig, um die Eindrück aufzunehmen und zu verarbeiten.
Ein weiterer Aspekt der Pause, ist die Macht die davon ausgeht. Wenn absolut nichts passiert und alle darauf warten, dass Sie als Redner weitersprechen, geht eine unglaubliche Spannung durch den Raum. Am besten schauen Sie sich mal diesen kurzen Clip an. Die ersten 20 Sekunden reichen schon (und ja, der Ton ist an).
Energie im Raum
Einen guten Künstler zeichnet aus, dass er die Energie im Raum fühlt und sofort darauf eingeht. Was sich im ersten Moment sehr esoterisch anhört, ist in Wahrheit eine handfeste Strategie, gepaart mit viel Erfahrung. Als erstes ist es wichtig, dass Sie in Ihrem Thema zu 100% drin sind und nicht mehr über den Ablauf der Präsentation nachdenken müssen. Das muss man zuhause üben.
Während Sie dann den Vortrag halten, achten Sie auf Ihre Umgebung und versuchen Sie so viel wie möglich wahrzunehmen.
- Gibt es vielleicht Unruhe im Raum? Wenn ja, überall oder nur bei einer kleinen Gruppe?
- Reagieren die Zuschauer auf direkte Ansprache?
- Gibt es Lachen, Applaus oder Zwischenrufe?
- Schauen die Leute zu Ihnen oder auf ihr Smartphone?
- Können Sie Augenkontakt mit einigen Zuhörern aufbauen?
Wenn Sie das Gefühl haben, dass hier etwas nicht stimmt, könnte es nötig sein, schnell die Strategie zu ändern. Vielleicht sollten Sie schneller oder langsamer sprechen, lauter oder leiser, oder vielleicht sogar das Thema wechseln. Vielleicht sprechen Sie einen Zuhörer direkt an oder gehen Sie direkt in Publikum.
Vielleicht liegt hier auch ein ganz grundsätzliches Problem vor. Daher lesen Sie gerne auch den Artikel zum Kommunikationsmodell.
Relevanz
Sobald jemand die Bühne betritt, fragt sich das Publikum: Wer ist das und warum sollte mich das kümmern? Bedenken Sie, dass bei Ihrem Vortrag Leute im Publikum sitzen, die Ihnen ihre Zeit schenken. Somit fragen sich Ihre Zuhörer natürlich, ob sich das auch lohnt. Versuchen Sie also zügig zum Punkt zu kommen und dem Publikum etwas Interessantes zu bieten.
Relevanz bedeutet also, was hat Ihre Botschaft mit dem Publikum zu tun. Versetzen Sie sich immer in die Situation Ihrer Zuhörer hinein und beantworten Sie die Frage: Wie kann meine Idee, mein Produkt oder was auch immer Sie anzubieten haben, die Bedürfnisse des Publikum befriedigen.
Lernen Sie präsentieren, souverän aufzutreten und andere zu überzeugen. In meinem Onlinekurs finden Sie über 30 Videos, Arbeitsblätter und Checklisten, damit Sie mit Ihren Präsentationstechniken so richtig beeindrucken können.
Jedes Requisit schmälert die Wirkung
In der Zauberkunst war es bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts üblich, dem Publikum optisch viel zu bieten. So waren die Bühnen der damaligen Zeit vollgestopft mit allerhand Requisiten. Man konnte so alleine anhand der Anzahl der noch herumstehenden Apparate genau vorhersagen, wieviele Kunststücke noch folgen würden.
Dieser Stil war der damaligen Zeit und Mode geschuldet und hat sich mittlerweile verändert. Heute legen viele Zauberkünstler Wert darauf, selbst im Fokus zu stehen. Damit wurden die Bühnen leerer und es war nur noch das zu sehen, was gerade benötigt wurde oder zur Atmosphäre der jeweiligen Nummer nötig war.
Für die Redner, die nur einen Vortrag halten, ist dies wahrscheinlich kein Problem. In anderen Fällen, wenn etwas präsentiert werden soll, z.B. auf einer Messe oder einem Kongress, besteht leicht die Gefahr, dass unnötige Gegenstände die Wirkung schmälern. Roll-Up Banner haben hier nichts verloren. Produktmuster sollten, wenn möglich, inszeniert werden und nicht schon die ganze Zeit herumstehen. Laptops und andere Hilfsmittel von anderen Rednern haben während Ihrem Vortrag auch nichts auf der Bühne verloren. Sie merken schon, worauf ich hinaus will: Fokus, Fokus, Fokus.
Ich hoffe, Ihnen hat dieser kleine Ausblick in die Welt der Zauberei gefallen und Sie konnten den einen oder anderen Tipp mitnehmen.
Ausserdem: Immer besser werden
Wenn ich in der Zauberei etwas gelernt habe, dann die Tatsache, dass man nie auslernt. Egal, wie lange man sich mit etwas beschäftigt, es gibt immer noch Neues zu entdecken. Ich kann Sie daher nur ermuntern, jedesmal selbstkritisch zu hinterfragen, ob Sie nicht doch noch etwas verbessern könnten oder sich in einem Punkt weiterentwickeln können. Nur so werden wir lngfristig besser, in dem was wir tun und erreichen eine gewisse Perfektion.
Fragen Sie also ruhig Ihr Publikum nach Verbesserungsvorschlägen. Wurde alles verstanden? War die Sprache klar und deutlich? Konnte man alles gut sehen? War der Ablauf logisch? Zum Feedback empfehle ich Ihnen auch diesen Beitrag: Feedback geben
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