Präsentieren für Ingenieure

Präsentieren für Ingenieure bedeutet meist technische Inhalte zu präsentieren, oftmals von Ingenieuren für Ingenieure. In diesem Beitrag möchte ich auf diese Situation eingehen und ein paar Tipps geben.

Zur Motivation

Zu wenig Präsentationstechnik im Studium

Zunächst einmal zählt das Präsentieren nicht zu den Kernaufgaben des typischen Ingenieurs. Im Vordergrund steht meist die Bewältigung von technischen Herausforderungen. Nachdem aber die interdisziplinäre Zusammenarbeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, kommen auch Ingenieure und Techniker nicht mehr umhin, sich dieser Aufgabe zu stellen.

Im Studium wird dieser Aspekt jedoch leider immer noch zu wenig berücksichtigt. Ich selbst habe Elektro- und Informationstechnik studiert und hatte zum überwiegenden Teil nur Fachvorlesungen. In einigen Fächern wurden zwar Referate und Präsentationen verlangt, jedoch ging der Professor einfach davon aus, dass man das kann. Wirklich gelernt haben wir das damals kaum.

Ingenieure halten die Welt zusammen

Meine großes Anliegen ist es jedoch, dass Ingenieure mehr Wertschätzung in der allgemeinen Wahrnehmung erfahren. Vieles in unserer Welt funktioniert nur, weil jemand etwas erfunden hat. Wir alle fliegen wie selbstverständlich mit dem Flugzeug um die Welt, fahren mit dem Auto oder surfen mit dem Handy im Internet. All das sind hochkomplexe technische Konstrukte, von denen die meisten nicht mal den Hauch einer Ahnung haben, wie sie genau funktionieren.

Daher halte ich es für sehr wichtig, dass Ingenieure in der Lage sind, andere über ihre Arbeit aufzuklären. Nur wenn Kunden, Vorgesetzte, Kollegen, aber auch Politiker oder Verbraucher wissen, was Ingenieure leisten wird sich dies in der Wahrnehmung und auch in der Entlohnung wiederspiegeln.

Ingenieure als Redner

Betrachten wir also zunächst mal die Situation, dass ein Ingenieur eine Rede halten muss.

• Oftmals sind wir in unserem Thema so stark drinnen, dass es uns schwerfällt zu beurteilen, wie ein Aussenstehender die Thematik wahrnimmt. Beginnen Sie also ganz am Anfang und setzen Sie so wenig wie möglich Fachwissen voraus. Ich habe in meiner Erfahrung immer wieder erlebt, dass Zuhörer aus anderen Bereichen zwar grob Bescheid wissen, aber sobald es zu technisch wird, verlieren sie schnell den Anschluss. Erklären Sie also einfach und vermeiden Sie Fachbegriffe.
• Kunden, Geschäftsleitung, Marketing interessieren sich meist nicht für technische Details. Gehen Sie also nicht zu sehr in die Tiefe und erklären Sie immer den Nutzen. Wir kaufen schließlich nicht einen Computer mit 3GHz Taktfrequenz und 16GB DDR4 RAM Arbeitsspeicher, sondern wir wollen einen Computer, mit dem unsere Anwendung flüssig läuft. Das eine ist die Eigenschaft (Frequenz, Arbeitspeicher etc.), das andere ist der Nutzen (flüssige Anwednung). Präsentieren Sie immer auch den Nutzen.
• Überfordern Sie das Publikum nicht. Wenn wir selbst in einem Thema tief drin sind und viel Zeit und Energie investiert haben, wollen wir gerne allen davon erzählen. Die Wahrheit ist jedoch: Die anderen interessiert das meistens nicht so sehr wie uns selbst. Überlegen Sie also, wieviel Information Ihre Zuhörer brauchen, um eine gute Entscheidung zu treffen. Jede weitere Information wird sie überfordern und möglicherweise einen negativen Effekt haben (Überforderung, Langeweile, mehr Angriffsfläche für Kritik).
• Wir Ingenieure vertiefen uns gerne in technische Details. Daher fällt es uns manchmal schwer, die Gedanken und Motive des anderen nachzuvollziehen. Im Zweifel fragen Sie daher ruhig nach und erklären etwas bei Bedarf noch ein Mal.

Lesen Sie dazu unbedingt auch den Beitrag Technische Präsentation.

Ingenieure als Publikum

Betrachten wir nun die andere Situation und stellen uns vor, Sie präsentieren für Ingenieure, haben also ein technisch gebildetes und interessiertes Publikum vor sich.

• Zunächst das Wichtigste: Ingenieure wollen Fakten. Sie sind definitiv keine Freunde von leeren Worthülsen und umständlichen Beschreibungen. Kommen Sie daher direkt auf den Punkt und erklären Sie korrekt, ausführlich und relevant.
• Trotzdem gilt auch hier: Nicht überfordern. Ingenieur ist nicht gleich Ingenieur. Die Fachbereiche sind oft sehr speziell und man kann nicht erwarten, dass zwei, die das gleiche Fach studiert haben auch die gleichen Kenntnisse haben. Recherchieren Sie also vorher, wen Sie vor sich haben und passen Sie Thema und Wortwahl entsprechend an.
• Auch Ingenieure wollen nicht gelangweilt werden. Selbst wenn sie an Fakten interessiert sind, ist es trotzdem noch Ihre Aufgabe diese Fakten humorvoll und abwechslungsreich zu präsentieren. Lesen Sie dazu auch 8 Einleitungen für Ihre Präsentation und Tipps eines Zauberkünstlers.
• Trotz des gerade erwähnten Punkts, sollten Sie es nicht übertreiben. Vermeiden Sie unbedingt zu viele Abschweifungen. Ingenieure wollen sachliche Informationen. Humorvoller Smalltalk ist gut als Einstieg geeignet, aber während der Präsentation steht das Thema im Vordergrund. Diese Zielgruppe ist sehr anspruchsvoll und merkt es sofort, wenn jemand um den heißen Brei herum redet.

Arbeiten Sie an sich selbst

Man könnte meinen, diese Tipps wären selbstverständlich. Sie sind es nicht.

Obwohl man immer wieder von den klassischen Präsentationstipps und dem Umgang mit PowerPoint hört und liest, erlebe ich leider immer wieder schlechte Präsentationen und Vorträge. Ich glaube, dass Problem ist, dass diesem Thema oft keine Bedeutung geschenkt wird. Eine Präsentation wird mal eben schnell erstellt und schon gar nicht geübt. Dann wird sie vorgetragen und irgendwie hat es ja funktioniert. Also wozu noch weiter damit beschäftigen?

Ich hoffe, ich habe hier den Grund dazu geliefert (siehe Anfang des Artikels). Ich kann Sie also nur ermutigen, Ihren Horizont zu erweitern und sich mit dem Thema Präsentieren zu beschäftigen. Sie werden merken: Es ist leichter, als man denkt. Ausserdem macht es Spass und lässt die Arbeit von uns Ingenieuren endlich in besserem Licht erstrahlen. Wenn Sie Unterstützung dabei brauchen, sind Sie hier genau richtig. Laden Sie sich mein kostenloses E-Book herunter, in dem ich viele praktische Tipps vorstelle, wie Sie bessere Vorträge und Präsentationen halten.

Viel Erfolg,
Andreas Maier

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